Es war ein kalter und trüber Wintertag. So ein Tag, um zuhause die Beine hoch zu lagern und sich dem süssen Nichtstun hinzugeben. Nicht so für die Mitglieder von Fliegenfischen Oberwallis. Und
schon gar nicht für unseren Vizepräsidenten Stefan König und seine Frau Ingrid die zusammen mit Vereinskollegen die Fischzucht Leuk betreiben.
Heute erklärte uns Stefan die Arbeit in der Fischzucht. Und wir Zuhörer merkten rasch, dass er diese mit viel Hingabe und sehr grosser Leidenschaft macht. Seine Worte sprudelten nur so aus ihm
heraus. Wie das frische Wasser in die Aufzuchtbecken, wo sich zu dieser Jahreszeit Brütlinge tummeln, die in der Fischzucht zu jungen und ausgewachsenen Besatzfischen aufgezogen werden. Doch
woher kommen diese kleinen, nur wenige zehntel Gramm schweren Fischchen und wohin gehen sie?
Ende Jahr streift der Fischerverein seine Muttertiere ab. Dabei werden von den Weibchen Eier gewonnen und mit dem Samen der Männchen befruchtet. Die Eier werden dann in speziellen Brutkörben in
künstlichen Wasserrinnen ausgebrütet. Bis die Fische ausgeschlüpft sind, müssen die Brutkörbe jeden Tag mit der Pinzette von abgestorbenen Eiern befreit werden. Eine mühselige Arbeit, die viel
Geduld verlangt, aber auch fast etwas Mystisches an sich hat. Nach 380 Tagegraden schlüpfen die jungen Regenbogenforellen. In der Fischzucht Leuk, bei Wassertemperaturen von 13 Grad, also nach
rund 30 Tagen. Bald müssen die kleinen Fischchen selbst fressen lernen. Nur wenn sie das können, werden sie in Rundstrombecken grösser gezogen, bevor sie in natürlichen Aussenteichen nach etwa 2
Jahren zur Grösse eines Besatzfisches heranwachsen. Die ursprünglich aus Nordamerika stammenden Regenbogenforellen dürfen als artfremde Art nur in geschlossenen Teichen und Bergseen ausgesetzt
werden. Fliessgewässer werden mit Bachforellen besetzt.
Das konstant 13 bis 14 Grad warme Wasser der Fischzucht Leuk eignet sich weniger für Bachforellen. Die Eier der Bachforellen entwickeln sich nur dann gut, wenn sich die Temperaturen im Wasser
gegen Ende Jahr rasch sinken. Deshalb streift der Verein keine Bachforellen mehr ab. Er erhält die befruchteten Eier angeliefert und zieht diese dann zu Jungfischen und grossen Besatzfischen auf.
Die Jungfische werden vor dem Sommer als so genannte Vorsömmerlinge oder anfangs Sommer als Sömmerlinge in naturnahe Gewässer ausgesetzt.
Bis sie zu selbstverlaichenden, grossen Fischen heranwachsen können, drohen ihnen viele Gefahren. Zum Beispiel Sunk- und Schwall, Hitze und Trockenheit und Prädatoren. Nicht zuletzt auch
der fischende Mensch. Studien zeigen, dass Jungfische, die mit Naturködern gefangen werden, eine viel kleinere Überlebenschance als haben als Jungfische, die mit Kunstködern gefangen werden.
Kein Wunder ist Stefan nicht nur leidenschaftlicher Fischzüchter, sondern auch überzeugter Fliegenfischer.
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