Die Kunst des Bambus-Rutenbaus

Wieder einmal war die sprichwörtliche Geduld  und die Fingerfertigkeit der Fliegenfischer gefragt. Für einmal nicht am Bach oder am Bindestock, sondern an zwei Wochenenden in der Werkstatt an der Hobelbank. Rund 60 Stunden brauchen Anfänger nämlich zum Bau einer eigenen Gespliessten.
Ein Wochenende wurde darauf verwendet, die vorgeschnittenen und vorgerichteten Bambus-Rohlinge in zur Spitze hin verjüngende Spleisse von gut einem Meter Länge zu hobeln, diese zu verleimen und den Kork-Rutengriff am Handteil zu montieren. Es war sehr faszinierend zu sehen, wie sich die sechs filigranen Spleisse, im Querschnitt gleichseitige Dreiecke, nach dem Verleimen zu zwei festen, sechseckigen Rutenteilen formten.

Am zweiten Wochenende wurden die Rutenteile geschliffen und lackiert. Dann wurden die Rutenringe mit feinen, farbigen Fadenwicklungen befestigt und diese anschliessend mit einer Schutzschicht aus Zweikomponentenkleber überzogen. Die dünnen Fadenwicklungen sauber anzubringen, erforderte besonders viel Geduld und war, zumindest für mich, zugegeben nicht ganz einfach. Schliesslich erfolgte die Montage des Rollenhalters und der Rutenspitze. Zum Schluss durften die frisch gebackenen Rutenbauer ihre selbst gebauten Kunstwerke mit sichtlich grossem Stolz mit ihrem Namen, der Länge und der Schnurklasse beschriften.

Wir erlebten vier anstrengende, aber wunderschöne Tage. Die Teilnehmer schätzten die Handarbeit mit dem faszinierenden Werkstoff Bambus. Die Stimmung in der Schreinerei war überwältigend. Die Teilnehmer motivierten und halfen sich gegenseitig. Viele markige Sprüche sorgten für die gute Unterhaltung und lachende Gesichter. Kursleiter Philipp Sicher verzauberte uns mit seinem grossen Fachwissen, seiner Offenheit, seinen hohen Qualitätsansprüchen und seiner sehr sympathischen Art. Ihm gebührt unser aller grosser Dank. Danken möchte ich auch der Holzbearbeitung Mangisch in Bitsch für die Vermietung der Werkstatt, Ralf Manz für das feine Raclette, Till Manz für die Hilfe bei der Organisation, Pascal Wenger für den Apérowein und dem Walliser Boten für die sehr schöne und interessante Reportage.

 

Text: Stefan Wenger
Fotos: Stefan Wenger / Ken Imhasly / Till Manz

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